Diese Frau könnte Welt-Food-Saverin werden

Von wegen eine*r reicht nicht aus, um die Welt zu ändern. Zumindest hat eine Frau bewirkt, dass sich ein Land ändert. Dänemark wirft dank Selina Juul 25 Prozent weniger Essen in die Tonne; bald vielleicht auch der Rest der Welt.

Selina Juul ist Dänemarks größte Food-Saverin.

Selina Juul ist Dänemarks größte Food-Saverin.

“Denmark has a leader”, “Unterschätze nie die Macht eines ambitionierten Individuums”, das sind Schlagzeilen, die einer Heldin gebühren: Selina Juul, ist die vermutlich erfolgreichste Lebensmittelretterin der Welt. Sie hat innerhalb von fünf Jahren dafür gesorgt, dass Dänemark 25 Prozent weniger Lebensmittel wegwirft – jetzt sind es noch etwa 700.000 Tonnen – in Deutschland 11 Millionen Tonnen. Die dänische Regierung ehrte ihr Engagement 2014 mit dem Titel Dänin des Jahres.

Verändere nicht die Welt, sondern dich

Dabei handelte sie nach einem einfachen Motto: “Verändere nicht die Welt, sondern dich. Dann werden die anderen folgen.” Aufgewachsen ist Juul in Moskau, als sich der Kommunismus selbst zerstörte. Damals gab es nicht genug zu Essen. Als sie nach Dänemark kam, waren die Märkte voll. Viel davon wurde aber nicht gegessen sondern weggeworfen. 2008 gründete sie deshalb die Initiative Stop Wasting Food – die größte Konsumentenbewegung Dänemarks gegen Food Waste.

Mit ihrer Initiative bewegte Juul die dänische Supermarktkette REMA 1000 dazu ihre Verkaufsstrategie zu ändern: “REMA 1000, contacted me and told me they stopped offering quantity discounts in all their stores to lower food waste. All BECAUSE of us!”

Mit Essen aufessen das Klima retten

REMA 1000 hat 283 Läden im Land. Sie verkauften nach dem Konzept “Kauf drei, zahl zwei”. 80 bis 100 Bananen warf eine Filiale dadurch täglich weg. Dann kam die Einsicht und mit ihr Schilder auf denen stand: “Nimm mich, ich bin single”. So finden lose Bananen ihre Käufer – mittlerweile werden nur noch 10 Prozent der Bananen entsorgt.

Und was passiert mit den verkauften Bananen? Durchschnittlich wirft jede*r Europäer*in und Amerikaner*in ein Viertel der gekauften Lebensmittel weg. Während wir so viel Essen wegwerfen, dass sich 3 Milliarden Menschen davon ernähren könnten, hungern laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) 925 Millionen Menschen. Italien beispielsweise könnte mit seinem “Müll” die gesamte hungernde Bevölkerung Äthiopiens ernähren.

Schon mal überlegt, wie grün Bananen geerntet werden müssen, damit sie gelb bei uns landen?

Denken wir mal allein an die Bananen: Dort wo sie angebaut werden hat kaum ein Mensch etwas davon, weil sie noch vor der Reife geerntet werden müssen – sonst kämen sie schwarz bei uns an. Wegen eines braunen Flecks landen sie hier in der Tonne. Ein sehr unfairer, teurer und umweltunfreundlicher Weg Müll zu produzieren.

Auf Platz drei der Luftverschmutzer, hinter den USA und China, steht unsere jährliche Lebensmittelverschwendung mit 3.3 Gigatonnen CO2 (3.300.000.000 CO2).

Unser Geldbeutel wird dadurch auch nicht größer: 600 Milliarden Euro pro Jahr kostet uns laut einer Studie der FAO die weltweite Lebensmittelverschwendung. Etwa 900 Euro pro Jahr investiert also jede*r Europäer*in in Müll.

Das Problem muss global angegangen werden

Selia Juuls Initiative Stop Wasting Food kooperiert heute mit der EU und den Vereinten Nationen, um das Food Waste Problem global anzugehen. Dabei unterstützt sie das Sustainable Development Goal der UN – das Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2020, die globale Lebensmittelverschwendung bis 2020 zu halbieren.

Mit ihren Ted Talks bewegt Juul jede*n Einzelne*n schon seit 2012. Wir alle haben die Macht und die Kontrolle etwas zu ändern – mit jedem Einkauf und jeder Banane. Ändere dich und der Rest wird folgen.

Hier ein paar Tipps aus ihrem Ted Talk:

  1. Iss, was du im Kühlschrank hast, viel zu oft vergessen wir etwas darin
  2. Nutze das Rotationsprinzip – hol älteres Essen von hinten aus dem Kühlschrank und stelle es vorne an
  3. Mach ein Foto von deinem Kühlschrank und eine Liste bevor du einkaufen gehst
  4. Denke über deine Portionsgrößen nach – zu oft sind die Augen größer als der Magen und zu viel bleibt übrig
  5. Koche mit Resten – oft schmeckt es am nächsten Tag sowieso besser
  6. “Verwerten bis” ist nicht mit  “Mindestens haltbar bis” zu verwechseln. Nudeln und ungeöffnetes Jogurt kann man noch essen, auch wenn es schon “abgelaufen” ist.

erschienen am 10. März 2017

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