Schon mal darüber nachgedacht, dass man die Umwelt gefährdet, wenn man sich das Gesicht wäscht, duscht oder Zähne putzt? Mikroplastik macht es möglich. Das sind Polymere, die kleiner als ein Tausendstel und maximal fünf Millimeter groß sein können. Die winzigen Kunststoffteilchen sind in vielen Cremes, Duschgels oder Zahnpasta enthalten und gelangen bei der täglichen Wäsche ins Wasser. Kläranlagen können sie nicht aus dem Wasser filtern und somit gelangen sie in die Meere. Laut eines Berichts, in Auftrag gegeben vom britischen Parlament, schwemmt eine einzige Dusche schon 100 000 Plastikteilchen ins Wasser; eine Tube Peeling bis zu 2,8 Millionen.
Wegen der Größe gelangt Mikroplastik auch leichter in die Nahrungskette von weit aus mehr Fischen, Muscheln und Kleinstlebewesen. Die Meeresbewohner sterben mit einem Magen voll Plastik. Die Giftstoffe gehen in den Organismus über und im Endeffekt landet das Fischfilet dann auf so manchem Teller. Lecker.
Dabei könnte ein Großteil der Verschmutzung ganz einfach vermieden werden, würde die Kosmetikindustrie auf Mikroplastik verzichten und stattdessen Kieselsäure, Leinsamen oder Heilerde verwenden. Diese reinigen genauso gut, wenn nicht besser. Laut Mikroplastik-Studie von Codecheck, verzichten jedoch viele Hersteller nicht freiwillig auf Mikroplastik.
Das könnte die Politik mit einer verbindlichen Regelung ändern. Deutschland führt laut Greenpeace bislang lediglich einen sogenannten Kosmetikdialog, der einen freiwilligen Ausstieg der Industrie bis 2020 vereinbart. Keine Verbote, keine Regulierungen, keine Gesetze. Zudem definiert jeder Hersteller selbst, was er unter Mikroplastik versteht, auf welche Produkte sich der Verzicht bezieht und in welchem Zeitrahmen er umgesetzt wird. Perfekte Voraussetzungen für Schlupflöcher und Verzögerungen.
Längst haben uns Länder wie die Vereinigten Staaten ein Gesetz voraus, dass die Herstellung und den Verkauf von mikroplastikhaltiger Kosmetika verbietet. Auch Kanada will bis Anfang 2018 eine solche Regelung in das Umweltschutzgesetz aufnehmen, in Großbritannien soll es 2017 so weit sein und die Niederlande ziehen mit.
Bis zum endgültigen Aus, kann es also Jahre dauern. Deshalb ein paar Tipps, wie jede*r Einzelne jetzt schon etwas zu mikroplastikfreien Meeren beitragen kann:
1. Petitionen unterschreiben
Auf Change.org oder Campact gibt es Petitionen, die es wert sind unterstützt zu werden. So etwa die Petition des Vereins Plastikcontrol, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zum politischen Handeln in Sachen Mikroplastik aufforderte.
2. Vor dem Einkauf über Inhaltsstoffe informieren
Eine gute Hilfe ist der laufend aktualisierte Einkaufsguide vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Darin steht nicht nur, welche Kunststoffe sich hinter den Abkürzungen in verschiedenen Kosmetika verbergen, sondern welche Produkte, wie von Vichy oder Balea Mikroplastik enthalten. Erfreulich: Bei Zahnpasta sind dem BUND momentan keine Marken mehr bekannt, die noch Mikroplastik verwenden.
3. Pflegeprodukte selbst herstellen
Unser Peeling-Rezept, das statt Plastik Zucker und Kaffee enthält, bietet einen guten Start. Plastikfreie Produkte und Anreize zum Selber machen gibt es hier.
4. Auf dem Laufenden bleiben
Die Initiative “Beat the Microbead” gibt eine schöne Übersicht, was sich in den verschiedenen Ländern und bei Herstellern tut. Über 88 Organisationen weltweit machen dabei mit.
5. Andere sensibilisieren
Am besten funktioniert das visuell mit guten Dokumentationen, wie “A Plastic Planet” oder diesem YouTube-Video.